Vom Vergessen
(German Writing)
Jetzt, wie ich hier stehe, der Gewitterwind angenehm über meinen Körper streicht und ich stumm aus mir hinausblicke, merke ich, dass ich zu sehen gelernt habe. Nicht die Hügel und Felder vor mir, die Dörfer, Windräder und vereinzelten Strommasten am Horizont. Die Wolken, imposante weißgraue Ungetüme, größer als jeder Berg, den ich je bestiegen habe. Wolkenberge. Ich höre, dass der Wind, der mich umspielt, im Feld zu meiner linken anders klingt als zu meiner rechten. Die Halme geschmeidig, ein See, ein Wiegenlied. Und wieder anders ganz dahinten, in den Bäumen. Nein, das was ich heute sah, ich meine wirklich sah (...).
[2020/06/13]
Nicht mehr sein zu wollen ist ein seltsames Gefühl. Es sagt nichts. Es verlangt nichts. Es führt zu nichts. Es ist einfach da, in meinem Kopf, meinen Gedanken. Alles ist voll davon, Stunde für Stunde, Tag um Tag.
Ich will nicht mehr sein. Ich will nicht mehr sein. Ich will nicht mehr sein.
So geht das dann. Mal laut, mal stumm. Manchmal da kann ich es auch sehen, lange bevor ich es überhaupt fühle. Dann steht es da hinten, halb verborgen an der Ecke, und sieht mich wortlos einfach nur an. So als würde es auf mich warten, so als wüsste es, dass ich eh nirgendwo anders hinkann. Dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis wir wieder vereint sind. Als wären wir Freunde. Aber vielleicht sind wir das auch. Was sonst wäre dagewesen in all der Zeit? Ist es nicht längst zuhause in mir, gehen wir nicht Seite an Seite in vertrauter Weise durch das, was wir Leben nennen? Wie muss das sein so nicht zu fühlen. Wie muss das sein. Ja vielleicht, vielleicht …
2021/02/09